KinderFragen!

Hintergrund der Studie

„Kinder gestalten ihre Bildung und Entwicklung von Geburt an aktiv mit und übernehmen dabei entwicklungsangemessen Verantwortung (…)“

Dies ist eine der Kernaussagen, die der Bayerische Bildungs- und Erziehungsplan zum Bild vom Kind formuliert und sie macht deutlich, dass Kinder als Individuen und Akteure ihrer Lebenswelt verstanden und als Experten für sich und ihre Umgebung ernst zu nehmen sind. Auch in der UN-Kinderrechtskonvention, Artikel 12 Abs. 1 sichern die Vertragsstaaten dem Kind zu, seine Meinung frei äußern zu dürfen und diese zu berücksichtigen.

Die Wünsche, Erfahrungen, Interessen und Einstellungen der Kinder können und müssen daher wichtige und ernstzunehmende Impulse für alle sein, die mit Kindern zu tun haben.
Um die Meinung der Kinder angemessen zu berücksichtigen, muss man sie kennen.

Dafür genügt es nicht, Informationen über Kinder zu sammeln, man sollte sie auch selbst fragen. Seit Mitte der 1980er Jahre hat sich unter dem Begriff „neue Kindheitsforschung" eine Forschungsrichtung mit dem Anspruch etabliert, Kindern als Forschungssubjekt Gehör zu verschaffen und sie explizit nach ihrer Perspektive zu fragen. Jedoch sind bislang Untersuchungen in der Zielgruppe noch sehr junger Kinder (etwa zwischen 5 und 9 Jahren) eher selten, ist es doch besonders herausfordernd für diese Altersgruppe geeignete ko-konstruktive Erhebungsdesigns und –methoden zu konzeptualisieren.

Im Projekt "KinderFragen!" fragen wir Kinder in Kitas

Wir fragen Kinder in Modellkitas des Modellversuchs „Medienkompetenz in der Frühpädagogik stärken", denn in diesem Modellversuch sollen nicht nur Erwachsene zu Wort kommen; die Sicht der Kinder auf Tablets in Kitas und ihre Erfahrungen damit interessieren uns.

Darüber hinaus hat das Projekt das Ziel, das Thema „Befragung von Kindern in der Kita“ methodisch aufzuarbeiten und, basierend auf den Erfahrungen unserer Untersuchung, anschließend Handlungsempfehlungen bezüglich geeigneter Methoden, Zielgruppen, Fragestellungen und Settings zu entwickeln.

Welches Vorgehen wurde gewählt?


Im Überblick

Charakter der Studie   explorativ, subjektiv
Teilnahme   freie Entscheidung der Kitas und der Kinder
Stichprobe   16 Modellkitas: je Kita 4-6 Kinder im Vorschulalter ab 5 Jahren
Zeitlicher Rahmen   einmalige Befragung;
Pretest Nov/Dez 2019; Hauptstudie Frühjahr und Herbst 2020
Erkenntnisinteresse   Subjektive Sicht (Relevanzen und Bewertungen) der Kinder auf das Tablet in der Kita.
Nutzen für das Feld   Ergebnisse werden in aggregierter Form den Kitas des Modellversuchs zur Verfügung gestellt;
Kinderbefragung als Zukunftsfeld der Qualitätsentwicklung wird für Kitas thematisch und methodisch aufbereitet
Methodischer Ansatz   Multimethodisch → 5 verschiedene, nicht ausschließlich die Verbalsprache fokussierende Zugänge. Jeweils 2 Interviewer/innen und 2 Kinder
Methodische Zugänge
 
  1. Ergebnisoffener Teil:
    Kinder können eigene Relevanzsetzungen  im Gespräch vornehmen.
  2. Vorstrukturierte Leitfragen zum Tablet-Gebrauch und dessen Bewertung durch die Kinder
  3. Bedeutsamkeit des Tablets für Kinder im Vergleich zu anderen Aktivitäten in der Kita durch Positionierung von Symbolen auf einem Plan
  4. Digitale Befragung mit Hilfe eines Tablets: Fragen rund um‘s Tablet, Voting mit Bildern + Smileys
  5. Gemeinsames Aufsuchen der Kita-Orte, an denen Aktivitäten mit Tablets stattfanden.
Pretest

 

  • Pretests fanden im November/Dezember 2019 in 4 Kitas statt, die nicht am Modellversuch teilnahmen, aber in der Kita Tablets mit den Kindern nutzten und sich freiwillig zur Teilnahme bereit erklärten.
  • Insgesamt wurden 16 Kinder befragt.
  • Die Pretests dienten vor allem zur Bewertung der methodischen und inhaltlichen Eignung des konzipierten Verfahrens. Der Fokus lag in erster Linie auf folgenden Fragen:
    • Aufmerksamkeitsspanne der Kinder – auch in Altersabhängigkeit?
    • Mittlere Dauer der Befragung je Durchgang?
    • Ortsbegehung im laufenden Betrieb realisierbar?
    • Ablauf „kindgerecht“?
    • Reihenfolge der Schritte zweckdienlich?
    • Zieldienliche und für Kinder verständliche Fragen und Antwortmöglichkeiten?
    • Verständlichkeit des Positionierungsspiel und der Tablet-Nutzung?
    • Bleiben wichtige Aspekte im geplanter Ablauf unberücksichtigt?

⇒ Aufgrund der Erfahrungen und der Analyse des Pretests wurde der Ablauf in der Hauptstudie bei einzelnen Punkten leicht adaptiert.

Eckpunkte der Hauptstudie


Der Ablauf

A: Vorbereitung in der Kita

  • kurzes Info-Gespräch mit Ansprechperson
  • Vornamen, Geschlecht und Alter der Kinder werden notiert

B: Vorstellung + Intervieweinstieg

  • Erzieherin vermittelt Kontakt zwischen Kindern und Interviewern
  • Interviewer erklären den Kindern den Grund des Kommens

Schritt 1: Narrativer Teil

  • Kinder erzählen, was ihnen spontan zu „Tablet in der Kita“ einfällt
  • aktives Zuhören / ggf. kurze Gesprächsimpulse der Interviewer

Schritt 2: Leitfragen

→ Soweit nicht schon in Schritt 1 erwähnt:

  • vorstrukturierte Leitfragen werden von Interviewer in das Gespräch eingebracht/ vertieft

Schritt 3: Positionierungs-“Spiel“

8 Aktivitätssymbole werden von den Kindern nach deren persönlicher Bedeutsamkeit auf einem Plan angeordnet.

Schritt 4: Fragen am Tablet

… die mittels Smileys + Bilder von den Kindern beantwortet werden. Insgesamt 14 Fragen rund um das Tablet, dessen Gebrauch und seine Bedeutung für das Kind

Schritt 5: Ortsbegehung + Abschluss

Orte in der Kita, an denen das Kind mit dem Tablet aktiv war, werden von ihm fotografiert.
Ende: Dank + Expertenurkunde + Geschenk für Kinder

C: Kurze Nachbesprechung

… mit Leitung und die Befragung begleitenden Fachkräften.
Kurze Reflexion der Befragung plus ggf. Zusatzinfos.


Materialien und Technik

Speziell für diese Studie wurde ein „Spiel“ entworfen, das aus einem Positionierungsplan (s.o.) und 8 Aktivitätssymbolen (dabei auch ein Tablet) besteht. Je Kind ein Plan.

Eingesetzt wird die iPad Umfrage-App „Feed2Go“. Sie ermöglicht eine schrift-sprachunabhängige Antwortgestaltung und eine vollständige Datenkontrolle durch den Anwender (weder App- noch Nutzer-Tracking, keine Server-Verwendung).

Sowohl für die Aufzeichnung der Gespräche, die Durchführung der Tabletbefragung wie die Foto-Dokumentation der Produkte und Aktivitätsorte wurden die im Rahmen des Modellversuchs beschafften ipads eingesetzt.

Ergebnisse der Hauptstudie
 
Hier finden Sie den Projektbericht 38/2021 zum Teilprojekt:
Projektteam und Kontakt


Projektteam

Projekt-Leitung   Dr. Sigrid Lorenz
Dr. Inge Schreyer
     
Projekt-MitarbeiterInnen  

Stefanie Nestmeier
Dagmar Winterhalter-Salvatore
Sebastian Jaquet
Claudia Goesmann
Dr. Erik Danay

Kontakt

Dr. Sigrid Lorenz  
089-99825-1957
     
Dr. Inge Schreyer  
089-99825-1940
 

 

 

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